Mit Rheuma leben heißt für Körper und Seele sorgen
Rheuma kann die Seele belasten. So beeinflussen die rheumatischen Beschwerden die psychische Gesundheit.
Schmerzen, steife Gelenke und Müdigkeit – das sind typische rheumatische Beschwerden. Doch Rheuma belastet nicht nur die Gelenke – auch die Psyche kann betroffen sein.1 Laut der WHO (World Health Organisation) hat die körperliche Gesundheit einen großen Einfluss auf die Psyche. So können chronische Erkrankungen wie Rheuma eher zu einer Depression führen.2,3
Wechselspiel zwischen Körper und Psyche
Wichtig zu wissen: Bei Rheuma besteht ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen den körperlichen und psychischen Beschwerden. Zwar ist noch nicht vollständig geklärt, wie genau beide sich gegenseitig beeinflussen. Studiendaten geben jedoch einige Hinweise:
Chronische Erkrankung
Eine chronische Erkrankung ist eine große Belastung. Wer chronisch krank ist, muss nicht nur regelmäßig und ein Leben lang Medikamente einnehmen. Auch wiederkehrende Termine bei verschiedenen Ärzten und Ärztinnen, Einschränkungen im Alltag und eventuelle Verschlechterungen der Erkrankung beeinträchtigen die Lebensqualität. Das kann sich auch auf die Psyche auswirken.1
Schmerzen
Rheumaschmerzen setzen den Körper unter Stress. Dadurch werden Stresshormone ausgeschüttet, die auch einen negativen Einfluss auf die Psyche haben können. Je größer der Schmerz, desto stärker die Depression oder die Ängste. Andererseits kann eine psychische Erkrankung wie Depression auch Schmerzen verstärken – ein Teufelskreis.1
Körperliche Einschränkungen
Rheumatische Gelenkentzündungen führen zu körperlichen Beeinträchtigungen, die ebenfalls die Psyche belasten können. Das gilt vor allem dann, wenn plötzlich Aktivitäten nicht mehr möglich sind, die bislang sehr wichtig waren – wie der Familienbesuch, Sport oder Urlaubsreisen.1
Entzündungsvorgänge
Die rheumatischen Entzündungsvorgänge beeinträchtigen die Fähigkeit des Körpers, Stress zu bewältigen, was wiederum zu Depressionen führen kann. Einige Entzündungsbotenstoffe können Stoffwechselvorgänge im Gehirn beeinflussen, die am Entstehen von Müdigkeit (Fatigue), Depressionen und Angsterkrankungen beteiligt sind.1,4
Therapie von Körper und Psyche
Aufgrund der Wechselbeziehung von körperlicher und psychischer Gesundheit ist es wichtig, neben den rheumatischen Symptomen auch Depressionen und Ängste zu behandeln und so den Therapieerfolg insgesamt zu verbessern.4,5 Dafür sprechen zwei Gründe:
1. Depressionen können die Rheumatherapie beeinflussen
Rheumapatienten mit Depressionen scheinen weniger gut auf Rheumamedikamente anzusprechen. Bleibt die Depression unbehandelt, hat das Einfluss auf die rheumatische Erkrankung:5
- Schmerzen werden stärker wahrgenommen
- Das Risiko für Herzerkrankungen und Herzinfarkt ist erhöht
- Das Risiko, in wirtschaftliche Not zu geraten, steigt an
- Die Beziehung zu Freunden und Familie verschlechtert sich
2. Rheumabehandlung kann Depressionen verbessern
Eine wirksame Behandlung der rheumatoiden Arthritis kann sich günstig auf Depressionen, Fatigue und andere psychische Erkrankungen auswirken.4,5
Psychische Gesundheit stärken
Besonders bei einer chronischen Erkrankung ist es wichtig, auch auf die psychische Gesundheit zu achten. Wichtig ist unter anderem, dass Sie regelmäßig Ihre Rheumamedikamente einnehmen.4
Ihre Psyche können Sie stärken, indem Sie sich zum Beispiel regelmäßig körperlich bewegen, um Stress abzubauen. Auch Entspannungstraining wie Tai-Chi oder autogenes Training und Stressbewältigungstrainings können helfen.5
Depressionen rechtzeitig erkennen
Ebenso wichtig wie das Vorbeugen, ist das rechtzeitige Erkennen und Handeln bei einer psychischen Erkrankung.
Eine Depression kann sich durch folgende Symptome zeigen:6
Hauptsymptome
Gedrückte, depressive Stimmung: Innere Leere, Unfähigkeit die eigenen Gefühle (auch negative) wahrzunehmen
Interessen- oder Freudlosigkeit: Kein Interesse mehr an Hobbys, Beruf, Familienaktivitäten oder Freizeitaktivitäten mit Freunden. Keine Freude mehr.
Zusatzsymptome
- Antriebsmangel bzw. erhöhte Ermüdbarkeit
- Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
- Vermindertes Selbstwertgefühl
- Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Zukunft
- Schlafstörungen
- Veränderter Appetit
- Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung
- Suizidgedanken/-handlungen
Allerdings können auch vermehrt heftige Stimmungen wie Wut oder Traurigkeit auftreten. Bei einigen Menschen stehen körperliche Beschwerden im Vordergrund, die nichts mit dem Rheuma zu tun haben müssen, z.B. Kopf-, Bauch-, oder Rückenschmerzen.
Wenn Sie sich in dieser Liste wiedererkennen, sollten Sie zeitnah mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin sprechen. Auch wenn Sie sich unsicher sind, ob die Symptome wie Müdigkeit oder Schmerzen von Rheuma oder von einer Depression herrühren, sollten Sie das Gespräch suchen,1,5 Mindestens fünf Symptome, davon ein Hauptsymptom über zwei Wochen können ein Hinweis auf eine Depression sein.6
Was tun bei Depression?
Falls Sie Depressionen haben, gibt es einiges, was Sie tun können, damit die Depression nicht die Oberhand gewinnt:1
Rheumatherapie fortsetzen
Nehmen Sie Ihre Rheumamedikamente weiterhin regelmäßig ein. Das kann sich auch positiv auf Ihre psychische Gesundheit auswirken.
Psychotherapie
Eine Psychotherapie, z.B. die kognitive Verhaltenstherapie, kann bei Depression und Ängsten helfen.
Selbsthilfegruppe
Sprechen Sie mit Menschen, die wissen, wie Sie sich fühlen. In einer Selbsthilfegruppe erhalten Sie Unterstützung, Zuspruch und wertvolle Tipps zum Umgang mit der Depression.
Aktiv bleiben
Auch wenn es schwerfällt, versuchen Sie aktiv zu bleiben. Sport und Bewegung können Müdigkeit und Schmerzen lindern und die Depression im Schach halten.
Familie und Freunde einweihen
Sprechen Sie mit Ihrer Familie und engen Freunden darüber, wie Sie sich fühlen und was Ihnen jetzt hilft. So kann auch ihr engstes Umfeld Sie unterstützen.
Hinweis: Um die hohe Qualität unserer Inhalte sicher zu stellen, wurde dieser Text von unserem Team aus ApothekerInnen und PsychologInnen geprüft. Aktualisiert am 18.01.2024.
Wichtige Hinweise und Quellen